Von Süden – Buckow

Anreise: Ringbahn bis Herrmannstraße, Bus M44 bis Buckower Damm/ Ringslebenstraße

Streckenlänge: 16,5km

28. Oktober 2022; Start ist gegen 10:15 Uhr und trotz der kurzen Strecke bin ich mehr als 7 Stunden unterwegs.

Von der Bushaltestelle biege ich in den Heideläuferweg ein und gehe auf der Landesgrenze bis zum Startpunkt direkt am Buckower Damm.

Hier ist ein Gedenkstein zur Maueröffnung aufgestellt und der Buckower Damm wird zur Karl-Marx-Straße. Ich folge dem Buckower Damm bis zum Ende und halte die Augen offen.

Google Maps zeigt hier noch eine leere Sandfläche, aber die ersten Häuser dieses neuen Quartiers entstehen schon. Das Schild verspricht eine Siedlung, die aussieht wie viele, viele andere auch.

Der Damm ist gut befahren, aber heute stört mich das nicht so sehr. Beim Heimatverein gibt es eine Bügeleisen-Ausstellung im Schaufenster, eine Erinnerung an die Straßenbahnlinie 27, die hier mal durch Buckow fuhr und einen Aufsteller mit historische Daten. Ich habe mir nur gemerkt, dass Das Dorf Buckow um 1900 etwa 1200 Einwohner hatte.

Am Eingang zum Britzer Garten, der einen Besuch wert ist (gerade jetzt zur Dahlien-Feuer-Zeit), steht der Brunnen „Fette Henne“ von Rolf Szymanski – macht was draus…

Ein kleines Stück weiter nach Norden, steht auf einer Streuobstwiese die Britzer Mühle. Daneben gibt es ein schönes, altes Haus, in dem ein Restaurant mit Biergarten bereits Gäste empfängt. Allerdings ist das Haus ein Neubau von 1984an der Stelle des alten Müllerhauses, das im Krieg zerstört wurde. Ab 11 Uhr kann man neben der Mühle von Freitag bis Sonntag Brot (Bäckerei Mehlwurm) und Honig kaufen. Es ist 10:55 Uhr und ich fülle meinen Rucksack. Auch der Honig kommt aus Berlin, aus Weißensee.

Plötzlich und unerwartet – ein beschrankter Bahnübergang. Die Gleise sehen aus, als würden sie regelmäßig befahren. Auf Google Maps habe ich versucht, die Strecke zu finden – keine Ahnung, was hier für eine eingleisige Strecke liegt. Ist das eine Industriebahn?

Kurz vor dem Ende des Buckower Damms, steht rechts ein Gebäudeensemble, das zur Gemeinde der Johann-Christoph-Blumenhardt-Kirche gehört. Die Kita bekommt gerade einen Erweiterungsbau, dann folgt der freistehende Glockenturm und dann die Kirche. Buckow hat übrigens die älteste Glocke Berlins – aber nicht hier – habe ich beim Heimatverein gelesen.

An der nächsten großen Kreuzung sitzt der Goldene Esel von Eckhardt Haisch. 1993 hier aufgestellt, soll er an eine Kneipe erinnern, die hier mal war „Zum goldenen Esel“. Hier wird nach 3,5km aus dem Buckower der Britzer Damm und ich biege rechts in die kleine Kopfsteinpflasterstraße Alt Britz ein.

Hier gibt es noch deutliche Anzeichen des dörflichen Vergangenheit und nach wenigen hundert Metern wird es dann richtig Dorf: das Gut Britz und das Britzer Schloß liegen rechterhand.

Hier gibt es ein Restaurant, Kühe, Pferde, Enten und Ziegen und das Museum Neukölln, das bereits seit 1897 existiert und eine Freilichtbühne, die die Form der Ställe aufnimmt.

Ich drehe eine kurze Runde, auch durch den Schlosspark, und biege dann auf die

Fulhamer Allee ab, die wie eine Verlängerung des Parks wirkt. Nach einem sehr guten Falafel im Brot geht es weiter in das zweite Weltkulturerbe:

Die Hufeisensiedlung: Nach den Plänen von Bruno Taut und Martin Wagner entstand zwischen 1925 und 33 auf den Flächen des ehemaligen Rittergutes Britz eine Siedlung, die ein klarer Gegenentwurf zu den miefigen Mietskasernen mit mehreren, immer enger werdenden Innenhöfen darstellt. Die Häuser sind als Reihenhaussiedlung sternförmig auf das Hufeisen in der Mitte der Anlage ausgerichtet. Am Anfang der Dörchläuchtingstraße steht ein Gedenkstein für Erich Mühsam, der fünf Jahre hier in der Siedlung gelebt hat.

Ein DurchGang in das Innere des Hufeisens.

Zu den Häusern gehören Gärten, die im Hufeisen im inneren Bereich liegen. Die gerade Seite des Hufeisens an der Fritz-Reuter-Allee wird von zwei flachen Kopfbauten abgeschlossen, in denen auf der einen Seite ein Restaurant „Zum Hufeisen“ kroatische Küche offeriert.

Zwischen den Gärten gibt es Wirtschaftswege, auf denen man die Siedlung durchqueren kann. Auf der gegenüberliegenden Seite der Fritz Reuter -Allee ist in der gleichen Zeit eine Siedlung entstanden, die allerdings nicht so an das Neue Bauen erinnert.

Am U-Bahnhof Blaschkowallee durchquere ich das Akazienwäldchen und stehe vor dem Bürgeramt Neukölln mit dem Standesamt. Auf das Gelände darf man nicht einfach so, auch die Hochzeitsgäste warten zum großen Teil draußen. Ich muss also außen rum und siehe da – an der Seite ist das Tor offen und niemand kontrolliert. Das historische Gebäude-Ensemble wurde ab 1894 als Kreiskrankenhaus von Teltow erbaut. In Groß-Berlin wurde es dann das Krankenhaus Britz.

Ich gehe rechts am Gelände vorbei durch den Park am Buschkrug und überquere die Hannemannstraße. Über den Kienheideweg gelange ich zur Pintschallee.

Das gegenüberstehende Wohnhaus ist von 1914. Hier entlang gehend, durchquere ich eine malerische Wohnanlage
zwischen der Pintschallee und der Rungiusstraße
und überquere dann auf der Rungiusstraße den Teltowkanal. Am Ende der Straße verläuft unterirdisch die A100 und ich laufe durch die Britzkestraße zur Bendastraße.
Nach insgesamt 9km bin ich am Kranoldplatz, auf dem am Samstag Wochenmarkt und am Sonntag Flohmarkt stattfindet.

Auf der Hertabrücke überquere ich die Bahngleise und gehe über die Nogatstraße zum Körnerpark. Den Park kannte ich bisher nur aus dem Film „Märzmelodie“. Trotz des Spätsommer-Wetters ist Ende Oktober bereits das Wasser abgestellt – schade.

Die Rübelandstraße verbindet den Park mit einem weiteren, die Thomashöhe und die Lessinghöhe – zwei Erhebungen auf dem Rollberg in Neukölln. Entstanden sind sie als Schuttberge nach dem 2. Weltkrieg. Heute wird hier Yoga gemacht und gepicknickt – bei 22°C.

Die Rollbergsiedlung wurde an der Kienitzer Straße durch einen Neubau ergänzt. Auf der Morusstraße laufe ich bis zur Rollbergstraße, wo ich nach links schwenke und vor dem

KINDL- Zentrum für zeitgenössische Kunst stehe. Für fünf Euro gibt es im Maschinenhaus auf zwei Etage Kunst zu sehen und ganz oben einen tollen Blick bis zum Fernsehturm. Im Kesselhaus hat Mona Hatoum eine kinetische Großplastik geschaffen, die Teil einer Ausstellung ist. Weitere Teile befinden sich im Kolbe-Museum und im NBK.

Aber der absolute Knaller ist das Café Babette im ehemaligen Sudhaus der Kindelbrauerei. Die Brauerei wurde in den 20er bis 30er Jahren erbaut und bis 2005 betrieben. Das Sudhaus entstand bis 1953 neu und ist ab sofort einer meiner Lieblingsorte. Die kleine Wochenkarte ist komplett vegan; Suppe, Eintopf und eine Reisbowl werden durch Kuchen ergänzt.

Die kleine Straße Am Sudhaus führt direkt zu dem gewaltigen Bau, in dem das Rollberg Kino und das Jobcenter Neukölln zu finden sind. Direkt davor verläuft die Mainzer Straße, der ich bis zur Karl-Marx-Straße folge. In dem Maße, in dem ich nach Norden komme, nimmt der Grad der Verwahrlosung des öffentlichen Raumes zu. Nach einem kurzen Schwenk nach rechts überquere ich die Karl-Marx-Straße und folge der Reuterstraße bis zum Reuterplatz. Diesen lasse ich links liegen und laufe auf der Nansenstraße bis zum Maybachufer.

Wieder kurz nach rechts abbiegend, gehe ich auf der Thielenbrücke über den Landwehrkanal und folge dann der Glogauer Straße immer weiter geradeaus.

An der Ecke zur Reichenberger Str. gibt es diese komplette Fassadenbegrünung.

Auf der anderen Seite des Görlitzer Parks befindet sich ein Wandbild von Natalia Rak, entstanden während des 1. Berliner Mural Festivals 2018.

Der Falckensteinstraße folge ich bis zur Spree. Vor dem Café Good Morning Monday sitzen super gestylte junge Menschen und üben sich in Selbstdarstellung während direkt daneben sich zwei Junkies um eine Tüte Pfandflaschen streiten.

Über die Oberbaumbrücke laufe ich wiedermal auf der falschen Seite – ich habe vergessen, wie gräßlich es hier stinkt. Außerdem ist alles voller Taubenfedern- und dreck.
Allerdings ist der Blick nach Süden inzwischen auch auf der Kreuzberger Seite interessant. Leider gibt es hier nicht die Möglichkeit, direkt am Wasser entlang zu gehen. Den Weg auf der nördlichen Seite gehe ich ein anderes Mal.

„Chill mal Berlin“, steht am Brückenpfeiler. Ich finde ja nicht, dass das unser Problem ist. Am S-Bahnhof Warschauer Straße erhebt sich „EDGE East Side Berlin“, der seine endgültige Höhe von 140m bald erreicht hat. Mehr dazu gibt es hier: https://neubau-berlin.de/2020/10/16/neubau-edge-east-side-berlin-der-amazon-tower-in-der-warschauer-strasse/

Auf der anderen Seite der Gleise gibt es links einen kleinen Platz, den Helsingforser Platz. Hier ist seit dem Neubau der Häuser 1985 die Fotogalerie beheimatet. Sie ist damit die älteste kommunale (Eintritt frei) Fotogalerie Berlins. https://www.kunstdunst.com/jubilaeumsausstellung-in-der-fotogalerie-friedrichshain-farbe-und-digital-von-fall-zu-fall/. Hier gibt es ein Foto von der Eröffnung zu sehen. Ich war gestern Nachmittag der einzige Besucher der Ausstellung „Transition“, die gestern auch den letzten Tag geöffnet war. Am 18.11. eröffnet die neue Ausstellung „No Place Called Home“ …

Ich laufe die Marchlewskistraße hoch (nicht zum ersten Mal) und entdecke dabei (zum ersten Mal) diesen Turm, der zur St. Markus Gemeinde gehört.

Am Ende der Straße findet man dann die Weberwiese, deren Fontäne auch schon trocken gelegt wurde. Hier steht das 1951 nach einem Entwurf von Hermann Henselmann das Hochhaus an der Weberwiese.

Weiter Informationen dazu auf https://www.visitberlin.de/de/hochhaus-an-der-weberwiese

Weiter geht es hier Anfang November…

Veröffentlicht von tomodoro

Seit 2004 bin ich mit dem „Wander-Virus“ infiziert. Beim Wandern in der Nähe von Chamonix reifte der Entschluss, mit meinem Vater ein Jahr später die Alpen zu überqueren. 2008 ging es noch einmal über die Alpen; diesmal vom Bodensee zum Gardasee. 2009/2010 folgte dann das erste Jahr Auszeit und die Wanderung nach Syrakus.

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